SO GEHT PUTSCH!
Der getürkte Aufstand. Ein schräges Märchen.

Ähnlichkeiten mit Personen oder aktuellen Ereignissen wären rein zufällig.

Typisches Wochenende in der Kaserne. Die meisten Soldaten sind weg, nur ein paar Kumpels gähnen sich an. "Booah, voll langweilig, eh!" Einer schaltet TV ein. Die Sendung "Das Sandmännchen der Türgei" fängt gerade an. "Und nun liebe Soldaties, gebt fein Acht, ich hab euch etwas mitgebracht."
Heute ist es die Geschichte von den drei Müsketüren, die sich aufmachten, einen Streich anzuzetteln.
Und es begab sich zu der Zeit, als einer der Müsketüre - während die beiden anderen mit der Doppelzwangsvermählung ihrer Schwestern beschäftigt sind - mit einem Messer zum Diktator schlich. Er wird von Gendarmerie gestellt.
"Was willst du mit dem Dolche? Sprich."

"Das Volk vom Tyrannen befreien!"
"Das wirst du bald sehr bereuen."
So wird der Müsketür vor den Thron des Tyannen geführt.
"Ich fürchte den Tod nicht, doch wollt ihr Gnade mir geben, so gebt mir drei Tage Zeit."
Diese Sandmännchen-Sendung ist nicht so nach dem Geschmack der Soldaten.
"Eh, voll langweilig! Drei Tage, eh, wie eine laaaaannges Wochenende und nix los."
"Genau. Weisse was? Ich hab jetzt Bock mal durch die Stadt zu jumpen, nich in drei Tagen, nee, sofort, echt."
"Also, mein Panzer is getankt voll."
"Mein auch."
"Machste mit, Alder?"
"Okidoki, fahrn wir auf die Bosporus-Bridge und poppen den Verkehr."
"Was meinste mit Verkehr?"
"Eh, ich mein stoppen, nich was du denkst, Alder."
"Und ich, und ich jump durch die Straßen ... Roooaaaaam!"
In dem Augenblick betritt der Kompaniechef die Mannschaftsstube.
"Was höre ich da? Jubel auf Trubel? Trifft sich gut, denn heute Nacht ist Überraschung! Kleine Übungsfahrt bei Nacht! Treibt es aber nicht zu dolle. Und seid bis spätestens zum Frühstück wieder in der Kaserne, Jungs."
Ob das klappt, steht zur Stunde in den Sternen.
Und so nehmen sich die Kumpels eine Auszeit vom kriegerischen Einerlei und begeben sich wohlgemuts mit ihren frisch geputschten Kettenfahrzeugen auf den Weg.
Wie aus dem Nichts kommt plötzlich eine SMS von einem ehemaligen General, der vor Jahren aus der Armee entsorgt wurde.
"He Leute, höre soeben, dass Fun angesagt ist, darf ich mitspielen?
"Du kannst doch gar nicht Panzer fahrn!"
"Das nicht, aber ich kann strategisch organisieren. Kenn da eine Bürgerin in Stanbul, die könnte 'ne Demo organisieren."
"Wozu soll dös gut sein?"
"Gegenfrage: Wollt ihr ins internationale TV oder nicht?"
"Verstehen den Zusammenhang nicht."
"Als General sag ich euch eins: einen Zusammenhang zwischen eurem Auftritt und der kommenden Dimension wird sowieso keiner verstehen."
"Haha, reden kannst du, General ... also du hast uns überzeugt."

Der erste Panzer rollt in die Stadt und der Fahrer wundert sich.
"He, wo kommen die vielen Leute her, mann, was wollen die hier, um diese Zeit?"
Alle Panzerfahrer sind per Funk miteinander verbunden.
"Bei mir auch, hier auf der Bridge sind auf einmal so viele Fahnen!"
Ein anderer in der Nebenstraße meldet sich ebenfalls. "Die Leute belagern mich, was soll ich machen, die stehen vor mein Panz."
"He, baller mal in die Luft, hihi."
"Schießen? Nee, hab gar keine Munition mit und der Schütze ist ja auch nicht da."
Der andere gibt einen Ratschlag. "He, Kollega, bleib einfach stehen und mach Luke dicht, die gehen schon wieder, wenns ruhig bleibt."
Ein anderer Kumpel: "Hier an der Kreuzung stehen mindestens dreihundert Figuren und die schreien, irgendwie komisch, wahrscheinlich, weil die uns so verehren, uns Soldaten."
"Nee, du das wird ernst! Ich kann doch nicht einfach weiterfahren, ich hau ab,ich steig aus."
"Lass das Alder, steig nich aus, lass das!"
"Ich steig aus, lass den Stahlhaufen hier stehen, will keinen Stress, ich gehöre doch zu denen. Wir sind ein Volk."
"Neeeiiin, mach das nicht!"
Er schließt trotzdem die Luke auf, hört noch wie sein Kollega lauthals warnt "Mach das nicht", springt runter vom Panzer, hebt die Arme und ruft mit einem freudigen Gesichtausdruck:
"He Freunde, Kameraden, war alles nur'n Jux, wirkli... chchch gurgelglllchhhchroocchch ..."
Leider konnte ihn sein Kumpane nicht verstehen, weil er das letzte Wort so undeutlich ausspach. Kein Wunder bei durchgeschnittener Kehle.

Fünf kleine Militärs, die spielten Müsketür, aber einem ward sein Hals durchtrennt ...
da waren's nur noch vier.


"Was geht bei dir, Güner?
"Gerade schick mir einer MMS auf mein Handy, die reden von einem Staatsstreich, von Putschisten mit fünf Panzern. Meinen die uns?"
Funkruf aus Panzer Nummer 3: "Meinen die das ernst? Ist doch nur ein Jux. Die können doch nicht meinen, dass wir hier mit fünf Panzerchen einen Putsch organisiert haben? Das auch noch ohne Munition!"
Der, der zuvor seinen Freund vom Aussteigen abhalten wollte, will nun selber raus. "Ich steig auch aus, hol mein rotes Taschentuch raus, das mit dem Halbmond und wenn ich es schwenke ist alles collega. Wir sind ja alle ein Volk."
Doch das Schwenken tat ihm wenig nützen, schon hat er 'n Knüppel im Nacken sitzen und sinkt bewusstlos nieder. Sie hämmern mit Fußtritten auf ihn ein. Immer wieder. Immer wieder.
Sein Körper zappelt und sein Blut, das spritzt wie Melonensaft, aus seinem Kopf, den Beinen und auch aus der Brust und der Mob ergötzt sich dämonenhaft mit ungestümer Lust.

Vier kleine Militärs, die drehn ein Ding o wei, dem einen taten die Schläge nicht gut ...
da warens nur noch drei.


Der ehemals munteren Freundesschar oder das was davon übrig geblieben, jagt die Furcht in alle Glieder.
"Ich hab Angst ..."
"Was haben wir nur angerichtet!?"

Unterdessen im Hauptquartier des Imperators. Natürlich hört man die Funksprüche ab.
"Ich kann euch sagen was ihr angerichtet habt, ihr Dummchen: ihr habt mir ungewollt ein gutes Blatt in die Hand gegeben." Der Präsident hat gesprochen und spricht weiter.
"Das ist ein Geschenk des Himmels. Soo! Jetzt zeig ich euch mal wie Putsch geht."
Was die fünf kleinen Militärs nicht wussten:
Der Kompaniechef, der nicht mitmachte, aber sie in dem Vorhaben einer kleinen Nachtübung bestärkte, war ein Spion, der diesen dummen Jungenstreich gleich seinem Onkel mitteilte, der als staatstreuer Diener bei der Gendamerie einen guten Posten innerhatte. Der erzählte es seiner Cousine, die wiederum im Putsch-Planungsstab eine hübsche Funktion belegte.
Und so kommt, was kommen musste.
Rezitupi Egoman, der Präsident des Würgei-Landes, ist ein Schlitzohr - vornehm ausgedrückt - und wittert einen geschickten Schachzug, er riecht den Braten, der ihm aufgetischt, den er nur noch zu würzen braucht.

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Und die Moral von der Geschicht:
Wo Hass ist, da ist Gück wohl nicht.